BUFDI Marius: Es ist nicht Standard, so gut aufgehoben zu sein
Marius hat als BUFDI den Bundefreiwilligendienst im Haus der Pflege geleistet. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen.
Ein BUFDI (Bundesfreiwilligendienstleistender) im Haus der Pflege unterstützt das Team der Beschäftigung. Ein BUFDI im Haus der Pflege arbeitet nicht in der Pflege.
Amelie: Ist die Arbeit als BUFDI so, wie du sie dir vorgestellt hast?
Marius: Wenn man an Beschäftigung in einem Pflegeheim denkt, dann klingt das ganz einfach, man spielt mit Senioren und hat eine gute Zeit. Aber in einem Pflegeheim, in dem viele demenziell veränderte Patienten sind, ist es eine größere Herausforderung. Und nicht so simpel, wie das jetzt auf den ersten Moment klingt.
Amelie: Wie waren die Reaktionen von deinen Freunden als du Ihnen von deiner BUFDI Stelle erzählt hast?
Marius: Erstmal waren sie erstaunt, weil das nicht jeder macht. Auch unter den anderen BUFDIs auf den Seminaren war ich der Einzige in einem Pflegeheim.
Amelie: Was hat dich dazu bewegt, den BUFDI bei uns zu machen?
Marius: Ich habe mich umgeschaut für Stellen im Bundesfreiwilligendienst in der Umgebung gibt. Es gab zum Beispiel auch das Fastnachtmuseum oder verschiedene Schulen. Aber ich wollte in die soziale Richtung gehen.
Und was ich cool fand, dass der BUFDI im Haus der Pflege nur in Betreuung und Beschäftigung eingesetzt ist. Weil viele beim Pflegeheim erst mal an das, was im Vordergrund steht, denken, und zwar die Pflege. Und das macht es für den Einstieg einfacher.


Und dann habe ich mich gemeldet und ich hatte gleich einen guten Eindruck. Und da dachte ich mir, das ist eine gute Möglichkeit und eine gute Umgebung, um den Bundesfreiwilligendienst zu machen.
Amelie: Hattest du schon vor deinem Bundesfreiwilligendienst Berührungspunkte mit der Pflege oder mit Altenheim?
Marius: Das war neu für mich. Ich habe in der Art noch nie irgendwas gemacht. Das Soziale kannte ich aber von Berufen in meiner Familie, mein Vater ist zum Beispiel OP-Leitung im Krankenhaus. Und meine Mutter hat mich da auch voll unterstützt, sowas Soziales zu machen und fand das super.
Amelie: Wie ist so ein typischer Tag als BUFDI im Haus der Pflege?
Marius: Also es hat natürlich sehr variiert, weil ich ja immer auf den unterschiedlichen Wohnbereichen bin. Aber was immer gleichgeblieben ist, dass ich eine zugeteilte Bewohnerin hatte, der ich immer das Essen eingegeben habe. Das war die Frau S.
Am Morgen, egal auf welchem Wohnbereich ich über den Tag war, bin ich erst bei der Frau S. gewesen und habe ihr das Essen eingegeben. Auch zum Mittagessen und zum Kaffee war ich bei ihr. Nach dem Frühstück, habe ich oft Einzelsitzungen gemacht. Also ich bin zu einzelnen Bewohnern oder Bewohnerinnen und habe etwas vorgelesen oder mich unterhalten und mich mit Ihnen beschäftigt. Wenn es nötig war, habe ich auch in der Wohnbereichsküche mitgeholfen und unterstützt.
Dann um 10.30 Uhr hat immer die Gruppenstunde angefangen und die Kolleginnen vom Betreuungsteam haben etwas vorbereitet und dabei habe ich unterstützt. Das ging dann immer bis kurz vor dem Mittagessen. Beim Mittagessen habe ich dann das Essen mit vorbereitet, die Leute zum Speisesaal begleitet, Besteck und Essen ausgeteilt und war dann wieder bei Frau S.
Danach hatte ich meine Mittagspause und konnte immer sehr gut essen (Anmerkung: Als BUFDI im Haus der Pflege bekommt du ein kostenloses Mittagessen😊)
Nach der Mittagspause habe ich mich mit den Bewohnerinnen beschäftigt: Wir haben oft „Mensch ärger nicht“ gespielt oder gelesen bis es Kaffee gab. Am Nachmittag gab es dann eine zweite Gruppenstunde mit einer Kollegin.

Amelie: Du hast auch viele Feste mitbekommen, zum Beispiel Weihnachten und Fasching. Da wird ja immer viel gemacht.
Marius: Ja. An Heilig Abend habe ich auch meine Mutter mitgebracht, weil sie Lust hatte mit zu machen. Und dann gab es den Advents Café mit Liedern und Gedichten auf einem Wohnbereich. Ich konnte ihr so zeigen, was ich im Haus der Pflege so mache.
Amelie: Gibt es einen besonderen Moment mit einem Bewohner oder einer Bewohnerin, der dir in Erinnerung geblieben ist?
Marius: Das war mit Frau S., der Bewohnerin, der ich das Essen immer eingeben habe. Sie ist immer im Bett und redet nicht mehr viel. Aber einmal, da war sie so fit, da habe ich über 20 Minuten mit ihr geredet: Sie ist wirklich auf alles eingegangen ist und hat mir von ihrer Kindheit und von ihrem Garten erzählt, und was es da für Obst und Gemüse gab. Und das fand ich richtig schön. Es bewegt einen schon, wenn man merkt, wie wach die Person auf einmal ist.
Amelie: Wie war die Zusammenarbeit mit den Pflegekräften und den anderen Kolleginnen im Beschäftigungsteam?
Marius: Besser hätte es eigentlich nicht gehen können. Egal, mit wem ich gesprochen oder zusammengearbeitet habe, das war immer auf einer Augenhöhe, immer herzlich und humorvoll. Alle Leute hatten immer Verständnis und haben mir geholfen, wenn ich mal eine Frage hatte. Also es war wirklich super. Hier wurde ich sehr gut aufgenommen.
Amelie: Und was war die größte Herausforderung für dich?
Marius: Für mich persönlich die Arbeitszeiten, weil ich davor noch nie Vollzeit gearbeitet habe. Das zu schaffen und dann noch die Freizeit und die eigenen Interessen zu vereinbaren, das war für mich die größte Herausforderung.
Amelie: Was nimmst du jetzt mit für dein späteres Berufsleben?
Marius: Ich denke, generell hat es mir für meine persönliche Entwicklung geholfen. Ich habe vorher online studiert und war nur einmal im Monat in der Uni. Und dann mit älteren Menschen zu reden und sich mit Ihnen zu beschäftigen, mal rauszukommen, das hat mir gutgetan. Für meinen später Berufe wünsche ich mir, dass die Dynamik und das Umfeld ähnlich sind. Es ist leider, glaube ich, nicht Standard, so gut aufgehoben zu sein.
Amelie: Würdest du den Bundesfreiwilligendienst anderen jungen Menschen empfehlen? Marius: Auf jeden Fall! Jüngere Leute sollen sich einfach trauen. Viele haben da so eine gewisse Abschreckung generell vor so Sozialem.
Es wäre auch gut, wenn der Staat das noch mehr fördern würde. Ich habe mich mit anderen BUFDIs unterhalten und da war ich mit dem Höchstbetrag (Anmerkung: 604 Euro) schon gut dabei und habe noch ein Essen bekommen. Andere haben nur 200 oder 300 Euro im Monat bekommen.
Aber grundsätzlich würde ich es auf jeden Fall empfehlen, einfach für die persönliche Entwicklung. Und vor allem in so einem sozialen Bereich.
Amelie: Du bist jetzt fertig mit dem Bundesfreiwilligendienst. Was kommt jetzt bei dir?
Marius: Ich habe mich jetzt in Nürnberg an einer Modeschule beworben.
Amelie: Was würdest du jetzt jemandem sagen, der noch überlegt, ob er den Bundesfreiwilligendienst im Haus der Pflege machen soll?
Marius: Im Haus der Pflege würde ich das Essen erwähnen, allein ein warmes Mittageessen mit fränkischer Küche zu bekommen, ist schon überzeugend. Und die Bewohnerinnen und Bewohner, die sind immer super herzlich und geben einem so viel!
Amelie: Danke für das Interview! Viel Erfolg mit deiner Ausbildung!