Die 15 drängendsten Probleme in der Pflege
Der Pflegenotstand ist in aller Munde. Wir haben die 15 größten Probleme von stationären Pflegeeinrichtungen für euch zusammengefasst.
Landrätin Tamara Bischoff hat vergangene Woche die VertreterInnen der dreizehn stationären Pflegeeinrichtungen im Landkreis Kitzingen zum Runden Tisch geladen, um gemeinsam mit der FQA und dem Pflegestützpunkt aktuelle Herausforderungen zu diskutieren.
Der Tenor war klar: So kann es nicht weitergehen: Die Pflege befindet sich in einer absoluten Notsituation. Der Pflegenotstand ist längst eingetreten und Pflegeeinrichtungen sind massiv von Insolvenz bedroht. Die 15 drängendsten Probleme von stationären Pflegeeinrichtungen wie dem Haus der Pflege haben wir hier zusammengefasst.
Bürokratie, Finanzierung und Personalmangel: Die 15 drängendsten Probleme
1) An Pflegekräfte werden (zu) hohe gesetzliche Anforderungen gestellt. Insbesondere die Pflegedokumentation fällt vielen Mitarbeitenden schwer und hat mit der Pflege eines Menschen am Bett nichts zu tun.
2) Steigende Zahl der Pflegebedürftigen. Gleichzeitig gehen bis zu 30% der Fachkräfte in den kommenden Jahren in Rente.
3) Der Mangel an Personal führt dazu, dass Einrichtungen untereinander um vorhandenes Personal konkurrieren müssen.
4) Bezahlbarer Wohnraum für zugewanderte Pflegekräfte ist nicht vorhanden.
5) Extrem hohe Hürden für ausländische Pflegekräfte: Ausländische Auszubildende scheitern – trotz gutem Wissen und Sprachkenntnissen – an der Prüfung. Ausländisches Fachpersonal muss ein langwieriges Anerkennungsverfahren durchlaufen und darf anfangs nur als Hilfspersonal arbeiten.
6) Die neue generalistische Ausbildung führt dazu, dass Azubis in die Kliniken abwandern, da Kliniken bessere Löhne zahlen können.
7) Verweildauer der BewohnerInnen sinkt kontinuierlich, sie kommen fast ausschließlich mit hohen Pflegegraden. Im Durchschnitt verstirbt fast die Hälfte der Bewohner in einem Jahr. Das ist eine extreme Belastung für Pflegemitarbeitende. Die durchschnittlichen Krankheitstage von Pflegepersonal liegen bereits jetzt bei über 30 Tagen pro Jahr![1]
8) Betten werden abgebaut, da die Fachkraftquote nicht mehr erfüllt werden kann. Aber jedes leere Bett bringt die Einrichtung weiter in finanzielle Schwierigkeiten.
9) Durch das neue Personalbemessungsverfahren (PeBeM) könnten wir mehr PflegefachhelferInnen einstellen, allerdings sind diese nicht vorhanden.
10) PflegefachhelferInnen aus anderen Bundesländern sind in Bayern nicht anerkannt.
11) Hohe Außenstände bei den Kostenträgern bringt die Einrichtungen in Liquiditätsprobleme. Oft vergehen mehrere Monate, auch über ein Jahr hinaus, bis die Kostenübernahme durch die Bezirke erfolgt. In dieser Zeit muss die Einrichtung in Vorleistung der Kosten gehen.
12) Der Medizinische Dienst (MD) benötigt – trotz Fristvorgaben – teilweise Monate bis eine Höherstufung erteilt wird. Einrichtungen gehen hier in Vorleistung der Kosten für eine Höherstufung.
13) Mangelnde Refinanzierung: allgemeine Kostensteigerungen werden nur zum Teil refinanziert, Behandlungspflege ist immer noch inkludiert.
14) Trotz einer nachgewiesenen Durchschnittsbelegung der Einrichtungen von ca. 90 % im Jahresdurchschnitt gehen die Kostenträger immer noch von einer Durchschnittsbelegung von 355 Tagen aus (entspricht einer Auslastung von 97,26 %). Zum 01.01.24 wird dieser Wert zwar auf 351 Tage gesenkt (entspricht 97 %), aber das treibt die die Einrichtungen ins Defizit.
15) Doppelprüfungen durch FQA und Medizinischer Dienst. FQA-Prüfungen sind immer noch unangemeldet, was eine enorme Belastung für das Personal bedeutet, da es zusätzlich kommen muss. Im Vergleich dazu wird bei der MD-Prüfung die Prüfung einen Tag im Voraus angekündigt, was auch funktioniert. Die Qualitätsprüfrichtlinien wurden so geändert, dass der Fokus beim Prüfbericht auf den Defiziten liegt. Das ist keine Wertschätzung.
[1] vgl. Analyse Bundesverband AOK: https://www.aok.de/pp/bv/pm/krankenstand-pflege-2022/